Wenn ihr schwungvoll verdrehte Augen von uns sehen wollt, zeigt uns einfach eine typische Werbung für Kaffee: Anstatt echter Informationen erhält man zumeist das vermeintliche Qualitätsversprechen „100% Arabica“. Dies suggeriert zum einen, dass diese Bohnensorte das Beste ist, was in einem Kaffee enthalten sein kann und zum anderen, dass es zumindest noch eine weitere Sorte gibt, die man lieber nicht im Kaffee haben will: Canephora, besser bekannt unter dem Namen Robusta. Doch ist das wirklich so? Hier liegen die wahren Unterschiede:
Aussehen der gerösteten Bohne
Die verschiedenen Bohnen sofort zu erkennen und auseinanderzuhalten, ist für Kaffeekenner kein Problem. Doch auch für Laien gibt es Anhaltspunkte, anhand derer man Arabica und Robusta unterscheiden kann, in erster Linie das Aussehen:
Nach der Röstung sind Arabica-Bohnen länglich bzw. oval geschnitten und flacher. Robusta-Bohnen hingegen sind kleiner und eher rundlich. Daher werden Arabica auch Flachbohnen und Robusta Rundbohnen genannt. Auch der Schlitz auf der Kaffeebohne unterscheidet beide Sorten optisch voneinander: Der Einschnitt der Arabica Bohne ist sanft geschwungen und leicht s-förmig, der der Robusta Bohne hingegen fast kerzengerade.
Aussehen der Kaffeepflanze
Schon die Kaffeepflanze selber zeigt gravierende Unterschiede in puncto Aussehen, denn bereits der Blütenansatz und die Form des Blattes verraten, um welche Pflanze es sich eigentlich handelt: Die Blüten der Arabicapflanze besitzen meistens fünf spitze Blätter an den Büscheln der Blattansätze und die Kaffeekirschen sind gleichmäßig über den Zweig verteilt. Die Blüten der Robustapflanze hingegen sitzen oft mehrzählig an den Blattachsen und die Kirschen wachsen zusammengehäuft. Die rohe Kaffeebohne der Arabicapflanze ist meist grünlich, manchmal sogar leicht bläulich, die der Robustapflanze hingegen tendenziell gelb-bräunlich. Während es die wildwachsende Arabicapflanze auf gerade einmal 6 bis 8 Meter bringt, ist die Robusta mit einer Höhe von bis zu 10 Metern deutlich größer.
Umgebungsbedingungen und Ernte
Arabica und Robusta Kaffee wächst im sogenannten Kaffeegürtel zwischen dem 23. Breitengrad nördlich und dem 25. Breitengrad südlich rund um den Äquator. Während Arabicapflanzen – ihr Ursprung liegt übrigens in Äthiopien - meist in zentral- und südamerikanischen Ländern angebaut werden, stammt Robusta-Kaffee überwiegend aus Vietnam, Indien, Indonesien, Uganda und Brasilien.
Im Gegensatz zur Robusta ist die Arabica Kaffeepflanze jedoch deutlich anspruchsvoller, was die Umgebungsbedingungen angeht: Sie braucht eine hohe Luftfeuchtigkeit und es sollte weder zu kalt noch zu heiß sein. Und da Höhenlagen für ein langsames, gesundes Wachstum vorteilhaft sind, wird sie in einer Anbauhöhe zwischen 800 und 1.200 Metern über dem Meeresspiegel angepflanzt. Unter dieser Grenze lauern Parasiten, die die Pflanze sofort zerstören könnten. Liegt die Plantage zu hoch, könnte nachts der Frost die empfindlichen Pflänzchen bedrohen.
Während die Arabicapflanze also ein ganz spezielles Umfeld braucht, ist die Robusta Kaffeepflanze, wie der Name bereits verrät, insgesamt widerstandsfähiger und kann fast überall angebaut werden. Sie ist wesentlich resistenter gegenüber Krankheiten und Parasiten und auch etwas Frost oder andauernde Hitze machen ihr nicht viel aus.
Auch ihre Ernte ist einfacher, ergiebiger und wirtschaftlich effizienter, während die Ernte der Arabica-Bohnen viel Geduld und Feingefühl erfordert, da sie nicht zeitgleich, sondern je nach Reifegrad an unterschiedlichen Tagen schonend von Hand geerntet werden. Auch deshalb ist der Arabica Preis deutlich höher als der für Robusta Kaffee.
Und trotzdem werden im Vergleich etwa drei Mal so viel Arabica- als Robusta-Bohnen angebaut. Während Robusta Kaffee ca. 30% der weltweiten Bohnenernte ausmacht, liegt der Umsatzanteil von Arabica-Kaffee bei ungefähr 70%.
Koffeingehalt und Geschmack
Neben den äußerlichen Unterschieden gibt es auch Abweichungen im Koffeingehalt und Geschmack beider Bohnenarten: Arabica-Bohnen gelten gemeinhin als milder und weniger herzschädigend, was unter anderem am niedrigeren Koffeingehalt (zwischen 1,1 und 1,7 Prozent) liegt. Robustabohnen hingegen weisen einen Koffeingehalt von 2 bis 4,5 Prozent auf, weshalb manche sie auch morgens zum Wachwerden bevorzugen. Auch beim Gehalt von Chlorogensäuren, eine in vielen Naturstoffen vorkommende und leicht magenbelastende Substanz, hängt die Robusta die Arabica-Bohne ab. Durch einen schonenden Röstvorgang wird jedoch der Gehalt dieser unerwünschten Säure reduziert.
Der unterschiedliche Gehalt an Chlorogensäuren wirkt sich auch auf den Geschmack beider Bohnensorten aus: Aufgrund ihres niedrigeren Gehalts ist der Geschmack der Arabica-Bohnen weicher und runder, fast schon ein wenig süßlich. Sie gelten als sehr aromatisch, harmonisch und geschmacklich sehr vielfältig. Robusta Bohnen hingegen schmecken eher holzig, erdig und häufig bitterer. Daher gelten sie auch als kräftiger und weniger vielfältig. Da Robusta Kaffee jedoch weniger Öl enthält, wird ihm eine länger anhaltende Crema nachgesagt.
Unser Fazit
Warum sind die Arabica-Bohnen also teurer als die Robusta-Bohnen? Sie erfordern ein viel höheres Maß an Aufwand, sowohl bei Anbau, Pflege und Ernte. Berücksichtigt man noch, dass sie auch in Sachen Geschmack beliebter sind ist es nicht verwunderlich, dass auch die Preise für Arabica entsprechend höher sind. Was aber noch lang nicht bedeutet, dass die Robusta-Bohne eine Billigvariante oder gar ein Abfallprodukt ist. Im Gegenteil: Manch Kaffeegenießer bevorzugt sogar ihren erdigen, herben Geschmack. Nach unserer Auffassung gehört die richtige Mischung beider Bohnensorten in die Tasse. Für einen richtigen Level aus Geschmack und Koffein mit einer schönen, langanhaltenden Crema. Wie bei unserem Küllenhahner Kaffee...
Noch Fragen? Natürlich sind wir auch persönlich gerne für Euch da...